ADAC GT Masters: Carrie Schreiner meistert anspruchsvolles Wochenende in Spielberg
- MIKA BÖCKER
- 1. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Für Carrie Schreiner und ihren Teamkollegen Alain Valente wurde das ADAC GT Masters-Wochenende in Spielberg durch BoP-Handicaps, Zwischenfälle auf der Strecke und Pech zunichte gemacht, sodass sie nicht in die Top Ten kamen. Das Team hofft nun auf das Saisonfinale, um das Blatt zu wenden.

Carrie Schreiner feierte am vorletzten Rennwochenende des ADAC GT Masters im österreichischen Spielberg ihren Geburtstag. Erst Wetter und dann Pech machten der gebürtigen Saarländerin einen Strich durch die Rechnung und verhinderten einen Platz in den Top Ten.
Für das gesamte Wochenende war Regen angesagt, und insbesondere die Trainings am Freitag waren völlig durchnässt. Das erste Qualifying hingegen fand auf nahezu trockener Strecke statt, lediglich eine kühle, anhaltende Nässe bremste die Zeiten am frühen Samstagmorgen.
Alain Valente startete daher verspätet in die Session, blieb aber die ganze Zeit auf der Strecke und verbesserte seine Zeiten kontinuierlich. Er holte sich kurzzeitig die provisorische Pole und verbesserte seine eigenen Rundenzeiten mehrmals. Erst gegen Ende musste er sich auf abtrocknender Strecke fünf Konkurrenten geschlagen geben. Als der ARC Bratislava Lamborghini später disqualifiziert wurde, erbte das Team von Land Motorsport den fünften Startplatz – und sicherte sich damit sein bestes Qualifying-Ergebnis der Saison.
Das Ergebnis war besonders bemerkenswert angesichts der vielen Gaststarter, die den Wettbewerb deutlich verschärften. Unter solchen Umständen den fünften Platz zu halten, wäre für das Team ein großer Erfolg gewesen.
Doch im Motorsport können die Umstände außer Kontrolle geraten. Das starke Qualifying der Audis, bei dem beide Autos erstmals in den Top 5 landeten, setzte die ansonsten dominanten BMW- und Ford-Fahrzeuge unter Druck, die mit dem durchwachsenen Wetter zu kämpfen hatten. Infolgedessen wurden die Audis mit zusätzlichen 15 kg BoP-Ballast belastet. Was am Morgen noch ein Vorteil gewesen war, verwandelte sich am Nachmittag schnell in ein schweres Handicap.
Nach der Einführungsrunde wurde es für die Land Motorsport-Crew noch schwieriger. In Kurve 1 wurde Valente eingeklemmt und weit nach außen gedrängt. In Kurve 3 blieb er außen und musste eine sehr weite Linie fahren, bevor er in Kurve 4 mit beiden Rädern ins Kiesbett rutschte. Innerhalb einer Runde fiel er auf Platz 12 zurück.
Er fand dann seinen Rhythmus und hielt mit dem Tempo des Mittelfelds mit. Doch seine Rivalen waren keine leichten Gegner, und obwohl Valente näher kam, startete er nie einen ernsthaften Angriff. Auch Richard Gonda machte von hinten Druck auf ihn.
Als sich das Boxenfenster öffnete, blieb Valente länger draußen und versuchte einen Overcut, indem er ganz am Ende des Fensters stoppte. Während des Stopps, als er an Carrie Schreiner übergab, passte das Team den Reifendruck leicht an, bevor sie auf Platz 14 auf die Strecke zurückkehrte. Zwei Pro-Am-Autos mit kürzeren Mindestboxenzeiten hatten sich an die vorderen Plätze gesetzt.
Schreiner brauchte ein paar Runden, um ihr Tempo zu finden, holte dann aber auf. 20 Minuten vor Schluss kam der Schnitzelalm-Mercedes aus der ersten Kurve zum Stehen, war aber bereits hinter dem Land-Audi und sicher geparkt, sodass das Rennen weiterhin freigegeben blieb. Kurz darauf überholte Schreiner Beno und übernahm den 13. Platz.
Sie kam jedoch nicht am Fach-Porsche vorbei, der wiederum Fetzers Mustang überholte. Hier machte sich der neue BoP-Ballast deutlich bemerkbar: Schreiner war in den Kurven deutlich schneller, konnte daraus aber keinen Nutzen ziehen und wurde in den kurvigen Abschnitten immer wieder aufgehalten. Auf den Geraden – vor allem bergauf – zeigte der Mustang seine Stärken und konnte sich trotz schlechter Ausfahrten absetzen. Schreiner überquerte schließlich die Ziellinie als 13. im Gesamtklassement und Fünfte in ihrer Klasse, erneut gefangen hinter dem uneinholbaren Mustang.

Das zweite Qualifying war sehr nass, obwohl die Wettervorhersage eine mögliche Abtrocknung der Strecke vorhersagte. Carrie Schreiner riskierte es mit Slicks, doch bei den kühlen Bedingungen erwiesen sie sich als extrem langsam und schwer auf Temperatur zu bringen. Die meisten Konkurrenten blieben auf Regenreifen und zwangen die gebürtige Saarländerin wiederholt auf die Feuchtlinie, wodurch die Slicks wieder abkühlten. Als ihre Reifen endlich die Temperatur erreicht hatten, drehte sich Beno in Kurve 3 und löste eine rote Flagge aus.
Obwohl er wieder auf die Strecke kam, ließ sich die Unterbrechung nicht mehr rückgängig machen. Zurück in der Box kühlten Schreiners Slicks ab, und die beiden verbleibenden Runden reichten nicht für eine konkurrenzfähige Zeit. Sie musste sich mit Startplatz 15 zufriedengeben.
Zwischen Qualifying und Rennen gab es für Land Motorsport noch einen Grund zum Feiern: Schreiner hatte Geburtstag. Sie erhielt Glückwünsche, kleine Geschenke und Kuchen vom Team, ihrer Familie und Freunden; später stimmte auch ihr Sponsor ein. In der Startaufstellung stimmte der Streckensprecher sogar das Publikum beim „Happy Birthday“-Singen an. Ein starkes Rennergebnis wäre das perfekte Geschenk gewesen.
Als die Ampeln erloschen, machte Schreiner in Kurve 3 sofort einen Platz gut. In Kurve 10 kam Primm weit heraus, sodass sie erneut vorbeifahren konnte. Doch Primm konterte in Runde drei, und Schreiner fiel kurz zurück, bevor sie ihr Tempo wieder aufnehmen konnte. Zwei Sekunden hinter ihm verteidigte sie sich energisch gegen den Engstler-Lamborghini Nr. 6, dessen Fahrer sich verzweifelt an ihre Heckstoßstange klammerte und beim Versuch, sie zu überholen, kaum auf der Strecke bleiben konnte.
Da er keinen freien Weg fand, griff der Lamborghini-Fahrer zu einem rücksichtslosen Manöver und stürzte sich 40 Minuten vor Schluss von weit hinten in Kurve 3. Er rammte Schreiner und drehte sie, wodurch sie mit einem beschädigten Audi auf den letzten Platz zurückfiel. Der Lamborghini wurde mit drei Runden bestraft – eine viel zu milde Strafe, um ihn hinter den verspäteten Audi zurückzuwerfen.
Am Boxenstopp ging Schreiner sofort zur Reparatur und übergab das Auto an Valente, ihre Frustration war deutlich zu spüren. Valente fand schnell zu einem starken Tempo und fuhr Rundenzeiten, die mit denen der Führenden vergleichbar waren. So konnte er den gleichen Lamborghini Nr. 6, der nun in den Händen von Hütter war, einholen und überholen.
Doch der Abstand zum Mittelfeld betrug bereits über 10 Sekunden. Valente holte zwar kontinuierlich drei Zehntel pro Runde auf, doch die Fortschritte gingen nur langsam voran. Drei Minuten vor Schluss lag er immer noch sieben Sekunden zurück. In der Schlussphase verkürzte er den Abstand drastisch auf nur noch 1,5 Sekunden, doch das Rennen endete zu früh. Der Schweizer sah die Zielflagge auf Platz 15.
Erneut hatte das Team von Land Motorsport das Potenzial für ein starkes Ergebnis, doch erneut verließ das Glück das Team. Schreiners Saison war eine Mischung aus Höhen und frustrierenden Rückschlägen: Hoffnungsschimmer, die durch Pech zunichte gemacht wurden. Mit Blick auf das Saisonfinale in Hockenheim hofft das Team, sein Potenzial endlich in Ergebnisse umsetzen zu können.